Konrad Lorenz
Braucht mein Hund Sozialkontakte?
Der Hund ist ein zutiefst soziales Wesen – deshalb: Ja, er braucht Sozialkontakte. Aber immer mit dem klaren Bewusstsein, dass du der wichtigste Sozialpartner in seinem Leben bist.
Muss dein Hund also jede Gelegenheit nutzen, um auf belebten Hundewiesen mit möglichst vielen fremden Hunden Kontakt aufzunehmen? Nein – ganz im Gegenteil.
Schau dir an, wie wild lebende Hunde leben: Sie sind in einem familiären Verband, pflegen engen Kontakt zueinander, jagen gemeinsam, spielen und ruhen miteinander. Fremde Hunde gehören nicht dazu – sie werden vorsichtig begutachtet und meist schnell wieder vertrieben. Das ist Teil ihrer natürlichen Sozialstruktur.
Wenn wir unseren Hund also ständig zu Kontakten mit fremden Hunden auf engstem Raum zwingen, setzt das ihn oft unter Stress. Besonders an der Leine fehlt ihm die Möglichkeit, klar und authentisch zu kommunizieren. Das führt schnell zu Unsicherheit, Konflikten und unangenehmen Verhaltensweisen.
Sozialkontakte sind wichtig, aber sie müssen ausgewählt, entspannt und respektvoll sein. Nur ruhige, freundliche Hunde, die ihren eigenen Raum und den deines Hundes respektieren, sind wertvolle Spielpartner und Lerngelegenheiten.
Achte genau auf die Signale deines Hundes: Wirkt er entspannt und interessiert? Oder zeigt er Stress, Unsicherheit oder Abwehr? Stehe ihm bei, respektiere seine Grenzen und habe den Mut, auch mal „Nein“ zu sagen – das ist ein Ausdruck von Fürsorge und Verantwortung.
Vergiss nie: Du bist der wichtigste Bezugspunkt und Sozialpartner für deinen Hund. Darauf baut seine Sicherheit und sein Wohlbefinden auf. Alle anderen Kontakte sind – so gesehen – die gute Ergänzung.
Ein absolut empfehlenswertes Buch, das dir helfen wird, die Körpersprache deines Hundes besser zu verstehen, ist „Calming Signals – Beschwichtigungssignale der Hunde“ von Turid Rugaas. Dieses Wissen stärkt deine Beziehung und dein Feingefühl für deinen Hund enorm.